Sommerkirche

25. Juli 2021
Buch im Urlaub
Foto: Free-Photos/Pixabay

„Manche leuchten, wenn man sie liest“, so hat es der Schriftsteller André Gide einst über Bücher gesagt. Manche Bücher begeistern, rühren zu Tränen oder bringen uns vor Lachen zum Weinen. Und dann gibt es welche, die einen beim Lesen von innen heraus leuchten lassen und einem nachgehen. Auch in diesem Jahr stehen in unserer Sommerpredigtreihe Bücher im Mittelpunkt, die uns Predigerinnen und Prediger in letzter Zeit bewegt haben.

 

DIE BÜCHER

Den Auftakt macht Dr. Christian Kopp am 25. Juli. Er stellt „Die Tage, die ich mit Gott verbrachte“ von Axel Hacke vor. Das 2016 entstandene und von Michael Sowa heiter illustrierte Buch erzählt eine Art Traumreise voll mit seltsamen Ereignissen. Ist der melancholische Alte, dem der Erzähler begegnet, wirklich Gott? Kann das wahr sein, dass dieser Kerl „Das Große Egal“ geschaffen hat, die völlige Gleichgültigkeit als Prinzip unserer Welt? Und wenn nicht: Was ist dann eigentlich der Sinn unseres Daseins?

 

Mit einem Rucksack voller Bücher zieht der Buchhändler Carl Kollhoff jeden Abend seine Runden durch die Stadt und besucht seine Kunden und Kundinnen. Von ihm handelt „Der Buchspazierer“ von Carsten Henn. Darin geht es um die Liebe zu Büchern und um die Hoffnung, die das richtige Buch zur richtigen Zeit bewirken kann. Und auch um die Freundschaft geht es. So lernt Carl auf seinem Weg die neunjährige Schascha kennen, die sich von ihm nicht abwimmeln lässt. Gemeinsam mit Carl Kollhoff wird sich Katja Hedel im Gottesdienst gedanklich auf den Spaziergang machen und den Figuren im Buch auf ihrem Weg aus der Einsamkeit zurück in das Leben folgen.

 

Was gibt uns Kraft und Hoffnung in schwierigen Zeiten? Darum kreist „Ein Sonntag mit Elena“. Dieses Buch steht im Gottesdienst mit Dr. Marikje Smid im Mittelpunkt. Der Roman des italienischen Autors Fabio Geda führt uns nach Turin. Dort lebt ein Ingenieur, der auf der ganzen Welt Brücken gebaut hat. Jetzt ist er 67 Jahre alt, pensioniert und seit 8 Monaten Witwer. Als Vater hat er viel an seinen drei Kindern versäumt, das will er nachholen. An diesem Sonntag kocht er für seine Tochter Sonia, deren Mann und die beiden Enkeltöchter. Das Mittagessen ist fertig vorbereitet, da sagt Sonia überstürzt ab wegen eines Unfalls der siebenjährigen Rachele. Und nun? Erstmal rausgehen und die schweren Gedanken um das verletzte Mädchen versuchen zu ordnen. Draußen findet er am Skateboard-Platz durch Zufall Elena mit ihrem Sohn Gaston. Vorsichtig kommen sie ins Gespräch und Gaston ist begeistert, als er und seine Mutter spontan zum selbst gekochten Essen eingeladen werden. Aus dem gemeinsamen „Sonntag“ entwickelt sich kein Happy End, aber die Drei können sich gegenseitig unerwartet Kraft geben, Mut und neue Perspektiven. Guila, die jüngere Tochter des Brückenbauers, erzählt von dieser Begegnung und aus der Familiengeschichte mit ihren Eltern und Geschwistern, nachdenklich und inspirierend zugleich.

 

Die 17-jährige Sally ist wieder einmal aus einer Klinik für Essgestörte weggelaufen. Um nicht von der Polizei aufgegriffen zu werden, zieht sie ziellos durch die unterfränkischen Weinberge. Und dort trifft sie auf die ältere Liss, die seit Jahren einen alten Hof allein bewirtschaftet. Mit dieser zufälligen Begegnung beginnt das Buch „AlteSorten“ von Ewald Arenz, das von Katja Hermsmeyer vorgestellt wird. In den folgenden sechs Wochen, von denen das Buch erzählt, entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden ungleichen Frauen. Wir erfahren, wie die beiden mehr und mehr lernen, einander zu vertrauen und sich zu öffnen. So entfaltet sich ihrer beider Leben – und die erzählen von Verletzungen und unerfüllten Erwartungen, aber genauso von ihren Hoffnungen und der Fähigkeit, dem Leben Gestalt zu geben. Und damit stellt sich uns die Frage, wie wir leben wollen.

 

Ein angesehener Richter zwingt die Krankenschwester Charlotte, sein sterbenskrankes Neugeborenes gegen ein gesundes zu tauschen. Folgt sie seiner Drohung nicht, entzieht er ihr den Pflegesohn. Die Welt aller Beteiligten gerät aus den Fugen. Und damit nicht genug. Weitere Schicksale offenbaren sich in der Erzählung: Eine Mutter verlässt in einer regnerischen Nacht völlig unerwartet ihren Unsere Region5Jungen von 6 Jahren, der ihr verzweifelt nachsieht, bis sie plötzlich verschwunden ist. Eine schwangere Mutter lässt eine Kerze brennen, während sie in der Nacht mit einem unruhigen Kind im Bauch spazieren geht – das Haus brennt ab, wobei Mann und Tochter zu Tode kommen. Menschenschicksale sind im Roman Die Farbe von Glück“ von Clara Maria Bagus, mit dem sich Susanne Heinemeyer im Gottesdienst beschäftigt, miteinander verwoben. Alle Beteiligten sind auf der Suche nach ihrem persönlichen Lebensglück. Wie aus Unglück Glück wachsen kann, erzählt die Autorin auf einfühlsame Weise in den kurzen Kapiteln dieses spannenden und tiefsinnigen Romans mit märchenhafter Grundierung. Es geht um das Ankommen der Seele, das Finden von Glück.

 

„Was man von hier aus sehen kann“ heißt der Roman von Mariana Leky, der die Grundlage für den Abschlussgottesdienst der Reihe mit Sup. Dr. Jörn-Michael Schröder bildet. Immer, wenn Selma von einem Okapi träumt, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Und so führt diese Vorhersage bei den Bewohnerinnen und Bewohnern zu den unterschiedlichsten Reaktionen, lässt sie aufbrechen und wagen, gestehen und innehalten, führt zu Sinn und Verdrängung. Dies entfaltet sich insbesondere an Luisa, Selmas Enkelin, die die Leser*innen als Ich-Erzählerin durch diese kurzweilige Geschichte führt. Ihre Liebe zu einem jungen Mann, der in einem buddhistischen Kloster in Japan lebt, wird verwickelt mit den Erfahrungen von Sehnsucht und Abschied der verschiedenen Figuren der Erzählung. „Was man von hier aus sehen kann“ ist mehr als „Bullerbü für Erwachsene“. Seine anekdotisch leichte Erzählweise verbindet sich mit klugen und intensiven Momenten der Tiefe. Dabei ist das Mythische wie selbstverständlich Teil alltäglicher, aber auch skurriler Erfahrungen.

 

ORGANISATORISCHES

Ein Sommer mit etwas mehr Freiheiten – so ist zu Redaktionsschluss der Stand der Dinge im Umgang mit der Corona-Pandemie. Und das gilt auch für unsere Lesezeichen-Gottesdienste. Um das Zusammenwirken unserer drei Gemeinden in der Region zu stärken, laden wir jeden Sonntag zu einem Gottesdienst in einer der Kirchen ein. Der genaue Plan kann der Tabelle entnommen werden. Eine Anmeldung zum Gottesdienst ist nicht erforderlich. Wir bitten alle Gottesdienstbesucher*innen zur Sicherheit ihre Maske dabei zu haben, auch wenn sie eventuell nicht zu Gebrauch kommt. Auf den gemeinsamen Kirchkaffee und die Möglichkeit, Bücher im Anschluss an die Gottesdienste zu erwerben, werden wir in diesem Jahr noch verzichten. Die Buchhandlung Schüttert wird im Geschäft in Syke aber wie in den Vorjahren wieder einen Büchertisch zur Sommerreihe aufbauen. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Entdecken der Bücher, beim Stöbern, Lesen und beim Erleben der Gottesdienste, wenn die Geschichten und Charaktere der Bücher mit biblischen Texten und unserem Glauben miteinander ins Gespräch kommen, denn: „Manche leuchten, wenn man sie liest“!

Datum Uhrzeit Ort Buch Pastor*innen
25.07. 9:30 Uhr Heiligenfelde „Die Tage, die ich mit Gott verbrachte“ von Axel Hacke P. Dr. Christian Kopp
01.08. 9:30 Uhr Barrien „Der Buchspazierer“ von Carsten Henn

 

Pn. Katja Hedel
08.08. 11:00 Uhr Syke „Ein Sonntag mit Elena“ von Fabio Geda Pn. i.R. Dr. Marikje Smid
15.08. 9:30 Uhr Heiligenfelde „Alte Sorten“ von Ewald Arenz Pn. Katja Hermsmeyer
22.08. 9:30 Uhr Barrien „Die Farbe von Glück“ von Clara Marie Bagus Pn. Susanne Heinemeyer
29.08. 18:00 Uhr Syke „Was man von hier aus sehen kann“ von Maiana Leky Sup. Dr. Jörn-Michael Schröder